Diese Blockade scheint eine heimtückische kleine Drecksau zu sein, die sich so heimlich an einen heranpirscht und überfällt. Zack! Plötzlich kann man keine Kunst mehr machen. Man hat vergessen, wie man einen Stift hält oder wie Papier funktioniert. Man ist also einfach nicht in der Lage etwas zu produzieren.
Ich bin ganz ehrlich: Ich glaub an Mist nicht. Ich selber habe unglaublich oft keinen Bock auf Kunst. Keinen Bock auf kreativ sein. Keinen Bock auf Denken. Und um noch ehrlicher zu sein, ist das viel häufiger der Fall, als das ich morgens höchst motiviert und voller Tatendrang an meinen Rechner flitze und frohlockend sofort den Pinsel schwinge. Noch schlimmer wird es, wenn es (wie jetzt gerade) draußen schöner wird, die Sonne scheint und die Blumen und Bäume wieder anfangen zu sprießen. Da hat doch kein Mensch Bock drinnen am Schreibtisch, einsam und allein, einen Comic über im All verschollene Zwerge zu zeichnen oder an seiner Staffelei im Dachgeschoss einsame Astronauten zu malen. UND DAS FINDE ICH NORMAL!
Weil kreativ sein anstrengend ist.
Ich akzeptiere das. Ich nehme meine Bocklosigkeit an. Ich umarme sie und ein wenig hege und pflege ich sie auch, denn Gefühle haben ist OK. Als Kind wollte ich auch lieber raus und draußen rumflitzen, als in der Schule sitzen und lernen. Wenn ich raus sollte, weil meine Mutter das sagte, dann wollte ich lieber drinnen bleiben und Secret of Mana zocken. Man will halt immer das haben, was man nicht haben darf.
Und hier kommt das EIGENTLICHE Problem. Nämlich, dass man es als erwachsener Mensch einfach hat. Man kann einfach sagen: „Och nö, du, heut mach ich mal nix. Lieber bisschen Netflix oder Podcast in der Hängematte.“ Sich da aktiv dagegen zu entscheiden, ist schwierig. Oder zumindest härter als zu doomscrollen und im Netz nach Inspiration zu suchen. Die gibts da nämlich nicht. Beim doomscrollen gibts (fast) nur Zeitverschwendung und schlechte Laune, Ragebait, Lügen und Katzenvideos. Was macht man also? Wie motiviert man sich? Die Lösung ist ziemlich einfach.
Wenn ich keinen Bock habe auf Kunst, dann mach ich erstmal keine. Wenn ich Bock habe rauszugehen, dann gehe ich raus, mach einen Spaziergang, stell mich kurz vor die Tür oder sonst irgendwas und atme erstmal durch. Wenn ich 10 Minuten draußen war und nicht 10 Minuten voller Selbsthass, weil ich nichts produziere, ins Smartphone geglotzt habe, dann fühle ich besser. Viel besser. Dann kann ich mich meistens hinsetzen und was kleines Anfangen. Den Aufriss einer Comicseite zum Beispiel. Das läuft bei mir eigentlich immer gleich - ergo: wenig denken - und man hat schonmal einen Stift in der Hand. Oder eben meine Kleckse- bzw. die „Random-Shapes“ Übung. Die ich in letzter Zeit häufig mache. Da malt ohne nachzudenken unterschiedliche Formen auf und zeichnet dann mit einem dünnen Stift Figuren rein, die man dort sehen kann. Das hilft ebenfalls, um wieder in Stimmung zu kommen und sieht meistens schon ziemlich cool aus. (Die Übungen kann man sich auf meinen Social als Video ansehen)
So komm ich dann meistens trotzdem dazu, an meinen Projekten zu arbeiten, obwohl ich erstmal keinen Bock hatte. Das schaffe ich, weil ich Routinen und Methoden habe, die mir dabei helfen mich zu motivieren. Wenn das alles aber nichts hilft, dann denk ich daran, dass ich noch meine Steuererklärung machen muss und schon geht alles andere, wie von selbst.

